Für Liebhaber außergewöhnlicher Rassehunde muss Amigo ein wahres Goldstück sein. Es handelt sich hier nämlich um eines der seltenen Exemplare des “Pinschfledernickel”- vor langer Zeit entstanden aus der Kreuzung von Pinscher, Fledermaus und Karnickel, über die Jahre perfektioniert und heute der Inbegriff der Cuteness auf vier Pfoten.Vor gut einem Jahr traf Amigo, damals noch mit dem Namen Fresno, gemeinsam mit seinen Geschwistern bei unseren spanischen Freunden ein und sorgte mit süßen Knopfaugen und nackigem Welpenbäuchlein für ordentlich Rummel in seiner Pflegefamilie.Die 5 kleinen Hundebabys wurden eines Tages in der örtlichen Tierklinik abgegeben, kaum zwei Wochen alt und viel zu jung, um ohne fremde Hilfe und ohne ihre Mama überleben zu können. Natürlich nahmen unsere Tierärztin Montse und ihre Kollegen die hilflosen kleinen Bündel an, seufzten einmal tief, strafften die Schultern und begannen, nach einer Lösung für die 5 quietschenden Musketiere zu suchen. Zum Glück erklärte sich eine der Freiwilligen bereit, den harten “Job” als Ersatzmama für fünf hungrige Mäuler zu übernehmen und nahm die Geschwister mit nach Hause. Hundewaisen aufzuziehen bedeutet, sie alle paar Stunden zu füttern (ja, auch nachts!), die dadurch entstehenden Hinterlassenschaften entfernen, ganz viel kuscheln und schmusen, um die fehlende Mama ein Stück weit zu ersetzen, ja, und dann bedeutet es aber auch: voller Stolz und Freude beobachten, wie die hilflosen Würstchen immer selbständiger werden, neugierig ihre Umgebung erkunden, auf tapsigen Pfoten die ersten waghalsigen Sprünge wagen und dabei feststellen, dass die kleinen Näschen auch zum Bremsen ganz prima geeignet sind. Leider erkrankten alle Welpen an Staupe und zwei der Geschwister überlebten diese heimtückische Infektion nicht. Amigo schaffte es jedoch, sprang dem Tod in einem für ihn typischen Riesensatz von der Schippe und reiste im Mai 2017 zu seiner Familie nach Deutschland. Leider war Amigos Glück nicht von Dauer. Nach ungefähr einem Jahr wurde der kleine Kerl abgegeben, da er (typisch Pubertätslümmel) seine Grenzen testete und sich ein paar Unarten angeeignet hatte. Nun, wenn ein Mensch- Hund- Gespann trotz Bemühungen nicht zusammenpassen mag, können wir nur handeln und haben zum Glück äußerst liebevolle, fähige und spontan hilfsbereite Pflegestellen- wie auch in Amigos Fall.Seit April 2018 lebt unser ca. einjähriger Jungspund nun gemeinsam mit Hundekumpels und Kindern, trifft sich regelmäßig mit Katzen, Pferden und anderen Vierbeinern und kommt mit allen prima aus. Unser Schönling mit den Riesenohren hatte in seinem ersten Lebensjahr nicht die Gelegenheit, allzu viel zu lernen, doch das Tempo, das er nun vorlegt, wenn es darum geht, neue Dinge zu verinnerlichen, beeindruckt sowohl seine Pflegefamilie als auch jeden, der den kleinen Feger kennenlernt. So unruhig und aufgeregt Amigo oft ist, wenn ein neuer Reiz ihn zunächst überfordert, so gerne und willig lässt er sich mit ganz viel Ruhe dazu bringen, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Selbstverständlich ist unser übereifriges “Cleverle” stubenrein und kennt die Regeln im Haus, er begleitet gemeinsam mit seinem Hundekumpel sein Pflegefrauchen zur Arbeit und hat bereits begriffen, dass man sich in dieser Zeit am besten ausruht, er zeigt bisher keinen Jagdtrieb und möchte mit allem und jedem gut Freund sein. Dominanteren Hunden gegenüber wird er schnell unsicher, versucht, seine Angst hinter einer pinschertypisch “großen Schnauze” zu verstecken, merkt jedoch schnell, dass er angesichts seiner Größe niemandem wirklich Respekt einflößt und beschwichtigt dann lieber- typisch für einen Hund an der Grenze zum Erwachsenwerden, der die nötige Souveränität in allen Lebenslagen erst noch erlernen muss. Alleine zu bleiben war anfangs schwierig für den lustigen und sehr anhänglichen Flummy- innerhalb von nur zwei Wochen hat Amigo jedoch bereits begriffen, dass es vollkommen in Ordnung ist, in dieser Zeit Energie für neue Abenteuer zu sammeln. Was unser kleiner Intelligenzbolzen unbedingt braucht, sind feste Bezugspersonen und ein ganz klar strukturierter Tagesablauf. Vielleicht handelt es sich bei ihm um eine sehr spezielle Persönlichkeit, ähnlich dem Protagonisten der Serie “Monk” (wobei Amigos Eigenarten sicherlich weniger unangenehm für sein Umfeld sind), doch es ist schon so, dass Unruhe sich leicht auf ihn überträgt. Ein souveräner Ersthund ist zwar keine Voraussetzung für eine Vermittlung, würde dem freundlichen Pubertier jedoch die Eingewöhnung sehr erleichtern. Hundeerfahrung und eine gesunde Balance aus Nachsicht und Konsequenz sind die Eigenschaften, die auf der zweibeinigen Seite für ein harmonisches Miteinander mit diesem kleinen Goldschatz sorgen. Apropos Goldschatz: Amigo ist ein ganz, ganz großes Kuschelmonster und genießt körperliche Nähe in vollen Zügen- es ist eben doch ein weiter Weg zum Erwachsensein…Wir sind uns sicher: Amigo wird, in fähigen Händen, zu allen Schandtaten bereit, pardon, für jede Karriere offen sein. Egal, ob auf dem Agilityplatz, beim Hundesport oder anderen Aktivitäten, bei denen es auf besonders viel Grips und Schnelligkeit ankommt- diese kleine Sportskanone wird alle Umstehenden vor Neid erblassen lassen und, wenn es sein muss, mit seinem Menschen durchs Feuer gehen. Worauf warten Sie denn noch?