Jedes Herz schmilzt, wenn unsere drei neusten Wonneproppen gemeinsam durch die Straßen tollen und ich gebe zu, auch mein Puls wurde schlagartig schneller, als ich die Bilder sah, es kam zu spontaner Schnappatmung und da ich schon vom HSH-Virus befallen bin, gegen den es bislang noch kein Heilmittel gibt, hatte ich auch sofort ein großes “HABEN WILL†im Kopf. Doch dann kam mein Bärchen mit seinem besten Freund um die Ecke, die beiden begruben mich in einem Schmuseanfall unter sich und überzeugten mich, dass zwei Hunde wirklich genug sind. Sie haben noch keinen? Nicht ein einziges Kuschelmonster, das Ihnen täglich 40kg oder mehr pure Liebe entgegenbringt, wie es keine andere Rasse auf diesem Planeten kann? Sie haben ein Loch in Ihrem Leben, das es dringend zu füllen gilt, und wie praktisch – hier kommt die Lösung!
Atos und seine Schwestern Sophie und Punky gehören zur Gattung der Kartonkinder, und glauben Sie mir, obwohl sie bei ihrer Rettung erst maximal sieben Wochen alt (Stand Anfang 03/2015) waren, musste der Karton schon ganz schön groß sein, der die drei Knutschkugeln aufnehmen konnte. Atos verkraftete die traumatisierende Erfahrung wohl etwas schlechter als seine Schwesterchen, denn er übergab sich erst einmal kräftig, was dazu führte, dass er vorsorglich auch noch sofort vom einzig bekannten in seinem Leben, seinen Geschwistern, getrennt wurde, und in eine andere Pflegefamilie zog – aber inzwischen ist klar, dass der kleine Kämpfer pudelgesund (oder heißt es hier mastinogesund?) ist, was sich auch in seinem Fressverhalten zweifelsfrei zeigt. Aber wer wollte ihm das verübeln, er hat immerhin noch einiges an Wachstumsarbeit zu leisten.
Inzwischen trifft Atos Sophie und Punky wieder regelmäßig und die drei lernen bei Spaziergängen, beim Spielen mit anderen Hunden und beim Autofahren schon mal wichtige Lektionen für ihr zukünftiges Leben.
Alle drei sind neugierig, aber HSH-typisch keine Draufgänger, sondern ruhige Erforscher, die sich Zeit nehmen, alles sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Da unsere sanften Riesen von Anfang nicht dazu neigen, sich dressieren zu lassen und eben das Leben in Ruhe betrachten, bevor sie sich ein Urteil erlauben, denken manche Leute, diese Hunde seien dumm. Das absolute Gegenteil ist der Fall. Der Mastino Espagnol und seine Mischlinge sind hochintelligente, aber souveräne, majestätische und unfassbare loyale Tiere. Die Rassen der Berghunde wurden gezüchtet, um allein zu funktionieren, selbständig die Verantwortung für oft riesige Schafherden zu tragen, Entscheidungen aufgrund von Beobachtung zu fällen, nicht auf ein Kommando zu warten und genau so verhalten sich diese wundervollen Kraft- und Mutpakete. Ein HSH geht kein Verletzungsrisiko ein, außer seine Familie ist bedroht, er springt nicht durch einen Reifen, weil man es ihm sagt, er geht gemütlich außen rum, aber er wird ohne zu zögern in ein lichterloh brennendes Haus rennen, um seinen Herrn zu retten. Ein Mastino wird nicht in Sekundenschnelle kommen, wenn sie ihn rufen, er wird die Situation scannen und ggf. entscheiden, erst noch sein Loch fertig zu buddeln, bis er dann schwanzwedelnd und in aller Ruhe zu ihnen trottet, doch wenn er spürt, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – Angst haben, unruhig sind oder besorgt, wird er schneller als jeder Windhund es könnte an ihrer Seite stehen und von dort – komme, was da wolle – auch keinen Millimeter weichen.
Atos, Sophie und Punky sind jetzt noch kleine Fellkugeln, die durch ihre Niedlichkeit bestechen, doch sie werden später das beste Beispiel sein, wenn man erklären möchte, was bedingungslose Freundschaft, komplette Hingabe, ein goldenes Herz, Majestät und Souveränität bedeutet. Ein Herdenschutzhund ist Verantwortung (und wir empfehlen jedem mit dieser Rasse noch nicht vertrauten Menschen den Besuch einer erfahrenen Hundeschule), aber es ist auch das größte Geschenk, das man in diesem Leben erhalten kann, wenn man die Liebe und das Herz eines der sanften Riesen gewinnt. Eine dieser „alten Seelen“ (und ich bin nicht esoterisch angehaucht, aber wer einen Mastino in sein Leben lässt, kommt nicht umhin, diesen etwas schwülstigen Ausdruck zu verstehen) zu besitzen – oder sich von ihr besitzen zu lassen – ist ein Abenteuer, eine Herausforderung und am Ende (und ich habe es selbst erlebt) ein Eins-Werden, ein Gänsehautgefühl bei jedem tiefen Blick, ein Durchatmen und zur Ruhe kommen während jeder verkuschelten Stunde und das Wissen, auf diese eine und so besondere Art geliebt zu werden, die man nicht erklären kann, sondern erleben muss…