Telmin war im Geschäftsviertel von Linares unterwegs, als er von einem Taxi angefahren wurde. Normalerweise, so machen wir immer wieder die traurige Erfahrung, kümmert es die Fahrer nicht großartig, wenn sie einen der vielen Streuner erwischen, doch der Lenker des Fahrzeugs war anders. Der Taxifahrer stieg sofort aus seinem Auto und nahm sich des Häuflein Elends an, das entkräftet auf dem Asphalt lag. Telmin kam in die naheliegende Tierklinik, wo eine Partnerin der ArcoNatura arbeitet. Der behandelnde Arzt stellte fest, dass der dankbare, nicht ganz einjährige (Stand 07/2015) Rüde bei dem Unfall nicht schlimm verletzt wurde, nicht mehr als einige Prellungen und Schürfwunden, doch Telmin war in einem schrecklichen Allgemeinzustand. Seine Rute war hochgradig entzündet, ein gutes Teil des Schwanzes schon nekrotisch. Durch die Dauerschmerzen war der liebevolle Vierbeiner wohl oft nicht in der Lage, sich Futter zu beschaffen und konnte es vermutlich auch nicht lange bei sich behalten, so dass sich jede Rippe durch das dünne Fell abzeichnete und die Mitarbeiter der Praxis sich fragten, wie diese arme Kreatur sich überhaupt noch auf den Füßen halten konnte. In erster Linie musste Telmin gegen die sich ausbreitende Sepsis behandelt werden und dazu war eine Teilamputation seines Schwanzes unumgänglich. Es war allerdings alles andere als sicher, dass der stille Junghund den Eingriff überleben wird, und so wartete man lange ab, ob Telmin sich erholen würde, bevor er ins Tierheim umsiedelte und jetzt in die Vermittlung aufgenommen werden kann. Noch immer sieht der inzwischen sehr zutrauliche und anhängliche Schatz mitgenommen aus, aber er legt täglich am Gewicht (und viel wichtiger an Lebensfreude) zu, beginnt zu spielen und man sieht ihm an, wie sehr er es genießt, in Sicherheit und ohne Schmerzen zu sein. Telmin wird wahrscheinlich noch ein wenig Zeit brauchen, bis er seine ganze Schönheit (die der elegante Mischling zweifelsohne hat) offenbaren kann, aber gutes Futter und Liebe haben schon bei vielen unserer Schützlinge wahre Wunder gewirkt – Telmin wird da keine Ausnahme sein. Um an Körper und Seele endgültig heilen zu können, wäre es aber prima, wenn der zärtliche Junge bald eine Familie finden würde, die sich seiner annimmt. Mit dem freundlichen Teenager kommt aber kein Problemhund, sondern einfach nur ein liebenswürdiges neues Familienmitglied, das schon mehr gesehen hat, als man ihm wünschen würde, das aber (wie so viele unserer Vierbeiner) ein Beispiel an Vergebung und Heilungskräften ist.
