Kennen Sie Menschen, bei denen Sie immer denken: „Der ist zu gut für diese Welt!“? Ganz sicher, jeder kennt sie, diese Engel auf Erden, die immer da sind, wenn man sie braucht, die an den dunkelsten Tagen noch ein Lächeln haben und auch nachts um drei noch für jeden eine offene Türe und Ohr haben. Meistens sind das aber auch Menschen, deren eigene Geschichte traurig ist, und die oft ausgenutzt, verspottet und gemobbt werden.Nicht nur bei uns Zweibeinern gibt es solche Exemplare, auch bei Hunden gibt es diese ganz besonders sensiblen Modelle, die immer dann von Artgenossen gut akzeptiert werden, wenn diese selbst Trost brauchen, Wundpflege, oder sich auch mal kein anderer Spielgefährte findet – aber wenn es darum geht, sich seinen Platz im Rudel zu erkämpfen und auch mal zu zeigen, wie großartig man ist, dann sind diese zärtlichen Zeitgenossen die geborenen Opfer.
Tizon ist leider so ein Exemplar. Selten hat die Welt einen so lieben Hund gesehen, er spürt, wann immer es einem der Ehrenamtlichen in Puntanimals nicht gut geht und schenkt sofort seine ganze Aufmerksamkeit, er tröstet rekonvaleszente Hunde, jeder Besucher bekommt einen Nasenstüber, ein Lächeln und die Rute wedelt freudig mit dem ganzen Hund. Doch wenn es zu Konflikten unter den Hunden kommt, dann ist Tizon immer der Erste, der Prügel kassiert – weil er es sich gefallen lässt, und somit auch für die Schwächsten noch zum Beweis wird, dass sie sich messen können.
Tizons ruhige, einfühlsame Art wird ihm schon sein ganzes Leben lang zum Fluch. Als er gerettet wurde, war er schwerverletzt. Vorher hatte er auf einem Feld neben Huelva mit einem großen Rudel Streuner gelebt. Landarbeiter fütterten die Hunde und sorgten auch für frisches Wasser. Tizon hatte damals schon unter den Menschen viele Freunde, weil er so zutraulich und dankbar war. Eines Tages waren wohl einige andere Rüden regelrecht über ihn hergefallen, er blutete aus vielen Kopfwunden und einer der Arbeiter packte ihn sofort ins Auto, brachte ihn in die Obhut von Puntanimals, wo er tierärztlich versorgt wurde. Das ist über ein Jahr her und Tizon hat sein Lächeln längst wiedergefunden, die Narben sind nur noch äußerlich, wie eh und je geht er auf alle und jeden freundlich zu – und wie eh und je wird er vor allem von anderen jungen Rüden aufs Übelste gemobbt, wenn diesen danach ist. Das führt dazu, dass der netteste aller Hunde viel Zeit allein verbringen muss, denn wenn die Tierschützer nicht die Zeit haben, auf Tizon aufzupassen und Konflikte frühzeitig zu beenden, kann er nicht mit den anderen in den Freilauf. Viel zu selten bleibt Zeit, um mit ihm spazieren zu gehen, dorthin, wo er seine Freunde genießen kann, wo man aussuchen kann, mit welchen Hunden Tizon Kontakt hat – den er so über alles liebt. Tizon schaut auf zweieinhalb Jahre „Opferrolle“ zurück, dabei will er doch einfach nur ein fröhlicher, lustiger, einfühlsamer Familienhund sein. Er muss dringend aus dem Tierheim raus, zu einer humorvollen und lieben Familie, die ihm zeigt, was er für ein genialer Hund ist, und dass die Welt genauso schön ist, wie Tizon das eh schon glaubt – die Frage ist nur, wie lange noch, wenn er immer wieder widerlegt wird.Tizon in einem Körbchen zu sehen, gern auch an der Seite eines souveränen anderen Hundes, der es nicht nötig hat, einen Schwächeren noch in den Dreck zu schubsen, ihn mit Kindern spielen zu sehen und zu wissen, dass er seinen Platz in der Welt gefunden hat, davon träumen unsere Freunde in Andalusien. Können Sie diesen Traum vielleicht wahr werden lassen?