Toni

Die Perrera in Linares machte viele Jahre ein Geheimnis daraus, was hinter ihren fensterlosen Betonwänden passiert. Die Betreiber des öffentlichen Zwingers (und natürlich damit auch der Tötung) hatten keinerlei Interesse, dass Tierschutzorganisationen Hunde aus den kleinen dunklen Käfigen holen, es wäre ja auch aufgefallen, in welch schlechtem Zustand die Vierbeiner oft sind. Wir können nur raten, was die Politik verändert hat, vielleicht ist es schlicht die Tatsache, dass es staatlich vorgeschriebene Wartezeiten bis zur Einschläferung gibt und die Perreras oft überfüllt sind, vielleicht hat sich doch noch ein Rest Mitleid bei den Verantwortlichen gefunden, Tatsache jedoch ist, dass seit August 2015 die Möglichkeit besteht, dass eingetragene Tierschutzvereine sich in die Hölle begeben und einige verlorene Seelen aus dem Leid befreien können. Wann immer im Tierheim der ArcoNatura also ein bisschen Platz ist, wann immer ein bisschen Geld zur Verfügung steht (sei es aus eigener Kasse oder mit der Hilfe des TSV Arca), wann immer die Tierpension in Linares signalisiert, dass Kapazitäten bestehen, besonders pflegebedürftigen Hunden vorübergehend (aber natürlich kostenpflichtig) ein Zuhause zu geben, dann ziehen unsere Freunde los, und sie wissen, sie haben eine bittersüße Aufgabe, denn man kann nie alle Hunde retten. Man will schreien und weinen angesichts der Zurückgelassenen, aber wenn man wieder im Freien ist, die dankbare Augen der Geretteten sieht, die Wandlung erleben darf, die viele der oft traumatisierten Hunde vollziehen, dann wissen die Helden des Alltags wieder, warum sie sich das antun, die Bilder des Leids in ihrem Gedächtnis ertragen und warum sie das auch immer wieder tun.
Toni muss schon vor seinem unfreiwilligen Aufenthalt in der Hundehölle schreckliche Dinge erlebt haben, denn dem niedlichen Foxterrier-Mix fehlen seine Ohren und sein Schwanz. Was ihm widerfahren ist, hat nichts mit Kupieren zu tun (das wir selbstverständlich genauso verurteilen), sondern war einfach eine grausame Verstümmelung seitens Menschen, die sich wohl besonders stark und mächtig fühlen, wenn sie Tiere misshandeln. Dass der dreijährige Rüde trotz all seiner bösen Erfahrungen noch so ein Sonnenschein ist, der zu 100% vertrauen kann und sich immer wieder auf Zweibeiner einlässt, grenzt an ein Wunder. Im März 2017 durfte unser bärtiger Spaßvogel in eine liebevolle Pflegefamilie nach Deutschland ziehen. Hier präsentiert er sich als verspielter und pfiffiger Zeitgenosse mit einer großen Affinität zu Bällen und Bauchmassagen. Anfangs ein wenig zurückhaltend, jedoch mit einer so großen Portion an Neugierde ausgestattet, dass die Unsicherheit schlicht und einfach vergessen wird, erkundet Toni hier alles, was um ihn herum vorgeht. Dankbar hält er bei stundenlangen Kraul- und Streichelsessions wahlweise die Öhrchen oder den Bauch hin und genießt in vollen Zügen die ihm zugedachte Aufmerksamkeit. Stubenreinheit und Autofahren? Für Toni absolut selbstverständliche Dinge, die der kleine Streber im Hand-, pardon, Pfotenumdrehen gelernt hat. Er kommt mit Artgenossen prima aus, liebt Kinder und ist, um es auf ein Wort zu bringen, einfach unkompliziert. Seine kumpelhafte Art, sein fröhliches Gemüt und sein liebevolles Wesen machen ihn sicher zu einem ganz wundervollen Familienhund, der schnell der beste Freund von Groß und Klein sein wird.
Möchten Sie Toni zeigen, dass sein Leben nun wirklich die Wende genommen hat, die er so sehr herbeigesehnt hat und deren Eintreffen er nie bezweifelt hat?