Wenn Tierliebe zur Besessenheit wird und man nicht mehr sehen kann, wie viel man selbst leisten kann, endet die Geschichte oft im Animal Hoarding. Diese psychische Erkrankung ist eng verwandt mit dem Messie-Syndrom und ohne Hilfe schaffen es die Betroffenen selten, sich aus ihrem Leiden zu befreien. Beim Animal Hoarding ist es nicht nur der Mensch, der die furchtbaren Konsequenzen zu tragen hat, sondern eben auch (und vor allem) die betroffenen Tiere.
Alles beginnt, wie so oft, mit einem wirklich guten Gedanken.
In Linares lebt ein Mann, der irgendwann anfing, misshandelte, verletzte und ausgesetzte Jagdhunde bei sich aufzunehmen. Seiner Familie, die wohl wenig Kontakt mit ihm hat, war anscheinend durchaus bewusst, dass sich mehr als ein Hund bei ihm aufhielt, was aber wirklich in der kleinen Wohnung geschah, wurde erst jetzt offenbar, als der Mann krank wurde und ins Hospital musste. Seine Brüder gingen in das Appartement, um die Hunde zu füttern und mit ihnen spazieren zu gehen, und waren geschockt über das, was sie vorfanden. 46 Vierbeiner warteten darauf, dass endlich die Wohnungstüre geöffnet wurde. Die Tiere lebten in ihren eigenen Fäkalien und einigen sah man deutlich an, dass sie schon länger bei den Kämpfen um das wenige Futter den Kürzeren gezogen hatten. Schnell wurden alle Tierschutzorganisationen von Linares und Umgebung informiert, und natürlich nahmen alle einige Fellnasen in ihre Obhut.
Vielleicht haben Sie diese Geschichte in den letzten Wochen öfter gelesen, es betrifft eben auch wirklich viele Hunde. Drei der Vierbeiner sind nach Sevilla zu unseren Freunden der Arca gezogen, sieben andere leben in Linares in Pensionen, weil alle Kapazitäten komplett ausgenutzt sind, aber Yulan – als eine der Ersten unter den Geretteten – fand noch ein Plätzchen im Tierheim der ArcoNatura.
Yulan ist eine sanfte Hündin, für eine Foxterrier-Dame sehr ruhig und verschmust, wobei sie durchaus auch schon gelernt hat, ausgelassen zu spielen und zu toben. Das süße Lockenköpfchen ist gegenüber unseren andalusischen Freunden anhänglich und würde am liebsten den ganzen Tag irgendeinem der lieben Tierfreunde folgen und beobachten, was sich alles so um sie herum abspielt. Doch leider ist der Alltag oft ein anderer, es ist viel zu wenig Zeit für den einzelnen Hund und wenn man schnell und effizient arbeiten muss, ist das eben ohne Hunde zwischen den Beinen leichter als sich von Dutzenden liebesuchenden Fellnasen umringt zu sehen. Yulan ist auch im Zwinger ein geduldiges Mädchen, dem man aber trotz ihrer Ruhe und freundlichen Gelassenheit anmerkt, wie sehr sie sich nach Zuneigung sehnt. Wir wünschen uns für die dreijährige (Stand 06/2015) Herzensbrecherin eine Familie, die ihr all die Liebe schenkt, die Yulan vermisst, die mit ihr spielt und ihr ein Plätzchen auf der Couch schenkt, die mit ihr die Welt erobert und ihr all die schönen Seiten eines Hundelebens zeigt – kurz, die sie zu einem Familienmitglied macht.